„JEDE ZEIT HAT IHRE AUFGABE,
UND DURCH DIE LÖSUNG DERSELBEN RÜCKT DIE MENSCHHEIT WEITER.“

HEINRICH HEINE

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Mi 10. Jan 2018
Jour fixe, mit Damen

Heine-Freund Jean Pütz liest aus seiner neuen Biografie "Ein Glückspilz packt aus" (FOTOGALERIE)

Heine-Freund Jean Pütz las aus seiner neuen Biografie "Ein Glückspilz packt aus". Ein Glückspilz ist kein hormonell auf die Stimmung wirkendes Nahrungsmittel. Als Glückspilze werden Menschen bezeichnet, denen häufig und oft unerwartet Gutes widerfährt. Wenn nun Jean Pütz, der äußerst renommierte und dank seiner Pionierarbeiten, Wissen in sehenswerten TV-Formaten zu vermitteln, bei Jung und Alt beliebte Wissenschaftsjournalist, sich in seiner Autobiografie einen Glückpilz nennt, muss es eine andere Bewandtnis mit dem Glück haben. Die anwesenden Heine-Freunde und ihre Damen haben es erfahren.

Nach kurzem Winterschlaf erwachte das Vereinsleben des Heinrich Heine Kreises e.V. mit dem ersten Jour fixe des Jahres 2018 am 10. Januar im Heinrich-Heine Saal des Steigenberger Parkhotels, als gegen 19:00 Uhr Andreas Turnsek das Wort ergriff, die zahlreich erschienenen Heine-Freunde und ihre Damen begrüßte und seine Wünsche für das Neue Jahr aussprach. Es sei hier vermerkt, dass kraft einer päpstlichen Bulle aus dem späten Mittelalter es statthaft ist, Neujahrswünsche bis zum Tag Maria Lichtmess zu überbringen. Doch dass das Vereinsjahr 2018, kaum angelaufen, bereits jetzt  - vor Maria Lichtmess - auf ein interessantes und abwechslungsreiches Programm blicken kann, zeigt pünktlich seit Neujahr der Terminkalender auf dem Internetauftritt des Heinrich Heine Kreises unter TERMINE VORSCHAU.

 

 

Zurück zum Abendprogramm, das Heine-Freund Jean Pütz bestritt, nachdem ihn Andreas Turnsek begrüßt und ihm das Mikrofon überreicht hatte. Laut Ankündigung würde er aus seiner jüngst erschienenen Biografie „Ein Glückspilz packt aus“ vortragen. Doch wer diesen pützmunteren Kommunikator kennt, musste ahnen, es würde keine Dichterlesung stattfinden. Aus dem Stand war Jean Pütz in seinem Metier, dem Storytelling, wie es heute Kommunikationsfachleute nennen. Er, der geborene Erzähler, faszinierte sein Publikum aus dem Stehgreif mit „Geschichtshäppchen“ aus seinem abwechslungsreichen und erfolgreichen Leben, auf das er mit 81 Lenzen stolz zurückblicken kann. Stationen und Etappen seines Lebens als Selfmademan re-inszenierte er, der köllsche Luxemburger, so plastisch und wortreich, dass man als Betrachter in die geschilderten Erlebnisse einbezogen wurde. Die bildreiche Sprache und erzählerische Qualität von Jean Pütz, der Fernsehgeschichte geschrieben hat, braucht keine Mattscheibe oder Monitor, um sich in die Geschehnisse hineinversetzen zu können. Heinrich Heine, das anzumerken sei erlaubt, hätte seine wahre Freude an dieser rheinischen Prosa bekundet. Aber wäre auch vom kritischen Geist von Jean Pütz begeistert. Den ließ Jean Pütz deutlich zu Wort kommen, indem er ein flammendes Credo für den Beruf des Wissenschaftsjournalisten verkündete, einen Beruf, den er seinerzeit aus der Taufe gehoben hatte und in seinen vielen Fernsehformaten vorlebte. Aus der Komplexität der vielen Einzelwissenschaften die teilweise bahnbrechenden Erkenntnisse für jedermann verständlich zu formulieren und mit praktischen Beispielen verstehbar zu präsentieren, ist eine hohe Kunst, die der Pionier Jean Pütz meisterlich beherrscht hat. In diesem Verständnis einer Hermesfunktion vertritt er, der streitbare Geist, die These, dass eine freie und offene Gesellschaft der Wissenschaft bedarf, um ihre Werte und Ziele zu wahren. Mit Blick auf Donald Trump, aber auch andere politische Führer, gipfelt diese These in seinem Manifest, dass Demokratie nur mit Wissenschaft die Garantie hat, ihre humanen und sozialen Intentionen zum Wohle aller fortzuführen, weil ein Abrücken von gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen zwangsläufig in Verdummung und auch Verrohung führen würde. Hiermit steht Jean Pütz fest auf dem Boden der Aufklärung des Deutschen Idealismus von Kant und Hegel. Er hat dieses Postulat von der Befreiung aus der Unmündigkeit des Nichtwissens in die zeitgemäße Semantik transformiert. „Wissenschaft darf niemals Herrschaftswissen werden“, ist seine Mahnung an mündige Bürger.

 

Doch nimmermüde, sich weiterhin motiviert und couragiert zu engagieren und vor allem einzumischen, berichtete er auch von seinen aktuellen Aktivitäten, die er in Social Media-Kanälen betreibt, um hohe Reichweite und Aufmerksamkeit für seine Botschaften und Appelle zu erzielen.

 

Nun, seine Biografie kam nicht zu kurz. Es wurde zum Ausklang auszugsweise daraus vorgetragen. Doch hierfür fand Jean Pütz eine innovative Lösung. Mit dem Vorlesen aus beiden Kapiteln, einmal Erlebnisse aus seiner Kindheit in Luxemburg wie auch seine wissenschaftlichen Prophezeiungen, betraute er seinen Freund und Heine-Freund Dr. Dieter B. Knoll. Kaum hatte dieser einiges vorgetragen, ergriff Jean Pütz das Wort und illustrierte lebhaft die zu Papier gebrachten Geschehnisse, reicherte sie mit weiteren Berichten und Anekdoten an, als befände er sich auf einer Zeitreise, auf die er sein Publikum mitgenommen hatte. Den roten Faden aber hat er bei all diesen Exkursionen und biografischen Seitensprüngen nie aus den Augen verlorenen. Auch das ist wahre Meisterschaft. Hätte es keinen Zeitrahmen gegeben, hätte es sicher gegottschalkt. Wir hätten es ihm und uns gegönnt. Doch als alter Fernsehprofi weiß Jean Pütz, wann Klappe ist.

 

Mit reichlich Applaus wurde sein fulminanter Auftritt gewürdigt. Ein rhetorisches und facettenreiches Feuerwerk hatte er abgebrannt. „Ich hab’ da mal was vorbereitet …“.

 

(hb)

 

 

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