„JEDE ZEIT HAT IHRE AUFGABE,
UND DURCH DIE LÖSUNG DERSELBEN RÜCKT DIE MENSCHHEIT WEITER.“

HEINRICH HEINE

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Mo 02. Sep 2024

HF René Braun berichtet aus der Welt der Finanzen und des Kapitals

HF Dr. Andreas Turnsek begrüßte die zahlreich anwesenden HF und Gäste zum ersten Jour fixe nach der Sommerpause, stellte den Referenten des Abends, HF René Braun, vor, erinnerte an die Vernissage in Räumen der Merkur Privatbank im März 2023 mit ausgesuchten Werken von HF Horst Gläsker. Zum Thema des Abends äußerte er, eine Beziehung zum Bankwesen hatte auch der junge Heinrich Heine, der nach der Insolvenz des väterlichen Geschäfts in Düsseldorf ab 1815 ein einjähriges Volontariat bei dem Bankier Rindskopff in Frankfurt absolvierte und ab 1816 ins Bankhaus seines wohlhabenden Onkels Salomon Heine in Hamburg wechselte. Nun darf man hinzufügen, Heine sich anders entschied. Doch wie wir wissen, unterstützte Onkel Salomon seinen abspenstigen Neffen bis zu dessen Tod in der Matratzengruft. „Hätt’ er gelernt was Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher.“  Nun möchte man Onkel Salomon entgegnen, sein Neffe ein riesiges Vermögen an Büchern geschaffen hat, das auch den Verlagen ein Sümmchen Geld eingebracht hat.

 

René Braun, Direktor der Düsseldorfer Filiale der Merkur Privatbank, ein familiengeführtes und börsennotiertes Kreditinstitut, entführte, seines Zeichens verantwortlich für das Vermögensmanagement, das Auditorium im die spannende und komplexe Welt der Geldanlagen. Vielen Zeitgenossen erscheint sicher noch das Anlegen von Geld außerhalb Sparstrumpf und hoher Kante als ein riskantes Unterfangen. Spekulant oder Hasardeur sind da bekannte Charakterisierungen. Man brauchte Mut und Optimismus. Über die Validität der Prognosen hatte der französische Theologe, Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal, der das Roulette-Rad, aber auch die Wahrscheinlichkeitstheorie erfand, im 17. Jahrhundert einen klugen Rat. „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen!“ Da Gott nur lacht, aber schweigt, ist man keinen Deut weiter. Er heißt den Plan gut? Er lacht den Planer aus?

 

„Vermögensanlage in turbulenten und bewegten Zeiten“, so der Titel, zeigte indes aber rasch, dass infolge detaillierter Langzeitbeobachtungen der Kursverläufe anhand einer Vielzahl an Parametern und mittels digitaler Auswertungen der Analysen die Validität der Prognostik in diesem Bereich einen Quantensprung getätigt hat. Der brillante und facettenreiche Vortrag mit einer Fülle an Informationen kann hier nicht repetiert werden, zumal ein Fließtext nicht die geeignete Darstellungsform ist, veranschaulichende Zahlenwerke und Kurvenverläufe exakt wiederzugeben. Deshalb nur auszugsweise einige Erkenntnisse aus diesem Portfolio der retrospektiven Analysen und Bewertungen. Angesichts der US-Präsidentenwahl im November kann beispielsweise anhand der Datenlage seit dem letzten Jahrhundert (1928) konstatiert werden, dass im Wahljahr stets das erste Halbjahr schlecht, das zweite indes gut läuft. Auch lässt sich bereits präzise benennen, welche Branchen bei einer Wahl von Donald Trump profitieren, nämlich Erdölkonzerne und Waffenindustrie, bei einer Wahl von Kamala Harris vor allem Tech-Unternehmen. Interessant sind die Verläufe nach Kurseinbrüchen, wie zum Beispiel jüngst der Nikkei-Index oder der Sturz des DAX. Die Erholung erfolgte auf dem Fuß, der Black Friday blieb auch diesmal aus. Panikverhalten gehört nicht zur Psyche, so die Erkenntnis, der aktuellen, durch seriöse und professionelle Beratung aufgeklärten Klientel der Anleger. Eine glänzende Zukunft kann natürlich den fünfzehn Big-Playern in der KI-Branche verheißen werden, die bereits jetzt an den Börsen deutlich besser als klassische Unternehmen bewertet werden. Zuletzt widmete sich HF René Braun dem Kapitel schwache und starke KI. Die sogenannte Narrow AI findet aktuell in vielen Bereichen Anwendung, z.B. mit ChatGPT. Sie kann infolge der Informationen, mir der sie gefüttert wurde und wird, Aufgaben lösen bzw. sich auf ein definiertes Problem spezialisieren. Da sie indes auf Basis definierter Algorithmen prozessiert, kann sie nur innerhalb dieser Strukturen agieren. Starke Intelligenz, also Artificial General Intelligence, muss in der Lage sein, beliebige intellektuelle Aufgaben wie ein menschliches Gehirn zu lösen. Sie muss fähig sein, komplexe Konzepte angemessen zu begreifen, und flexibel, bei neuen Zuständen richtig zu agieren. Die Erwartungshaltungen sind enorm, doch diese Entwicklung steht erst am Anfang, auch wenn ein Prophet wie David Finkelstein, Ex-Chef-Designer von Google, behauptet, der Takeoff von Superintelligence käme um 2050.

 

Hierzu ließe sich abschließend anmerken, dass laut Karl Popper, Philosoph und Erfinder der Falsifikationstheorie, Optimismus Pflicht ist. Dem könnte man aber auch mit dem Dramaturgen Heiner Müller entgegen halten, Optimismus sei ein Mangel an Informationen.

 

Mit starkem Beifall wurde der Vortrag von HF René Braun vom Auditorium honoriert, auch gab es eine Menge an Fragen zu einigen Aspekten, die alle ihre Antworten fanden.

 

Fotoimpressionen von HF Rolf Purpar.

 

(hb)

 

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