„JEDE ZEIT HAT IHRE AUFGABE,
UND DURCH DIE LÖSUNG DERSELBEN RÜCKT DIE MENSCHHEIT WEITER.“

HEINRICH HEINE

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Sa 19. Mär 2022

Renoir, Monet, Gauguin • Bilder einer fließenden Welt • Folkwang Museum Essen

Ein Bericht über den Besuch der Jubiläumsausstellung im Folkwang Museum Essen am 19. März 2022, zu dem rund 30 HF angereist waren, bildet den Anschluss dieser Vorbemerkung unterhalb der Fotogalerien. Diese bieten vorab des Berichts Impressionen von der Führung durch das gut besuchte und mit 120 Exponaten reichlich bestückte Museum sowie vom geselligen Ausklang im Restaurant Edda. (Fotos von HF Stephanie Turnsek in Galerie 1, in Galerie 2 Fotos von HF Dr. Andreas Turnsek und HF Bernd J. Meloch, der diese Exkursion in großartiger und bewährter Manier geplant, bis ins kleinste Detail organisiert und bis zur Heimreise der HF begleitet hat.)

 

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Die Industriellen Kojiro Matsukata und Karl Ernst Osthaus verband eine Idee, die sie auf getrennten Wegen in die Praxis umsetzten. Beide sammelten leidenschaftlich in beträchtlicher Anzahl Bilder französischer Impressionisten, um diese moderne Kunst in eigenen Museen der Bevölkerung aller Einkommensklassen und Bildungsschichten zu zeigen. Diese andragogische Intention, Kunstwerke möglichst vielen Menschen vor die Augen zu führen, stammt aus der Französischen Revolution und war Anlass, 1793 den Louvre erstmals für die Bürgerinnen und Bürger der Republik Frankreich als Zentrales Kunstmuseum zu öffnen. Bis dato waren Galerien in privater Hand, nur einem kleinen Kreis zugänglich und dienten meist als prunkvolle Kulisse für Festivitäten. Osthaus eröffnete 1902 in seiner Heimatstadt Hagen das Folkwang Museum, wo die Kunstwerke ausgestellt wurden. Die Sammlung wurde nach seinem Tod 1921 nach Essen an den Folkwang-Museumsverein verkauft, der sie seit 1922 in der Eigentümergemeinschaft mit der Stadt Essen weiterführt.

 

Den Volkscharakter des Museums belegt das altnordische Wort Folkwang, das so viel wie Volksfeld bzw. Volkshalle bedeutet. Der Sage nach war es einer der Götterpaläste mit Wohnsitz der Göttin Freya. Den gleichen Weg beschritt auch der seelenverwandte Kojiro Matsukata, dessen Sammlung in Frankreich indes im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt wurde. Ein großer Teil davon wurde Ende der 50-er als Zeichen der Aussöhnung an Japan zurückerstattet und kann seitdem im National Museum of Western Art in Tokio besichtigt werden.

 

Da Kunst als Anlageform entdeckt wurde, erfolgt seit Jahrzehnten eine (Re-)Privatisierung hoch taxierter Meisterwerke, die bei großen Aktionshäusern medienspektakulär zu eklatant hohen Summen an meist anonym gehaltene Käufer veräußert werden und dort in vollklimatisierten und mit bester Sicherheitstechnik geschützten "Schatzkammern", zumeist Tresore, bis zum gewinnbringenden Weiterverkauf gelagert werden. Somit reduziert sich der Gebrauchswert von Kunst, einen sinnvollen Nutzen zu stiften, auf den reinen Tauschwert, auf Währung als ein Äquivalent von Geld. Infolge dieses Trends der privaten Vermögensbildung verschwanden viele Gemälde und andere künstlerischen Artefakte in der Dunkelheit, sind manchmal noch als perfekte Kopien oder Fotos sichtbar.

 

Dieses Schicksal blieb den 120 Exponaten im Folkwang Museum erspart, sodass sich im zeitlichen Rahmen der Jubiläumsausstellung interessierte Zeigenossen an Gemälden von Renoir, Gauguin, Monet, van Gogh, Manet, Cézanne u.a. erfreuen können. "Aber die Künste sind nur der Spiegel des Lebens", Heinrich Heine, Romantische Schule, 1836. Dieser Spiegel des Lebens aber darf nicht in wohlbehüteten Tresoren erblinden. Diesen Appell haben Karl Ernst Osthaus und Kojiro Matsukata mit ihren Sammlungen befolgt.

 

(hb)

 

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