„JEDE ZEIT HAT IHRE AUFGABE,
UND DURCH DIE LÖSUNG DERSELBEN RÜCKT DIE MENSCHHEIT WEITER.“

HEINRICH HEINE

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Mo 05. Jul 2021

15 Jahre "Begegnungen 2005 e.V. • Wir verbinden Menschen" (FOTOGALERIE)

"Alles wirkliche Leben ist Begegnung". Mit diesen Worten von Manfred Buber begrüßte Dr. Andreas Turnsek die im Heine-Saal sich eingefundenen Heine-Freundinnen, Heine-Freunde und Gäste von "Begegnungen 2005" zum ersten Jour fixe nach der achtmonatigen Pandemiepause.  

 

Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass nun endlich wieder echte, also physikalische Begegnungen der HF im Sinne des Zitats im vertrauten Ambiente und in der gewohnten geselligen Atmosphäre des Steigenberger erlebbar stattfinden können. Bevor er zum Thema des Abends überleitete, dankte er Bernd J. Meloch für sein unermüdlich tatkräftiges Engagement, im Schatten der Pandemie die erforderlichen Planungen und damit verbundenen organisatorischen Aktivitäten für die Programmgestaltung der zweiten Jahreshälfte 2021 realisiert und zudem mit periodischen Sammel-Mails den Kontakt zu allen HF während des Lockdowns gepflegt zu haben. Mit großem Applaus wurde BJM für sein Engagement bedacht. Ferner berichtete Dr. Andreas Turnsek darüber, dass eine Kuratoriumssitzung stattgefunden habe und dass der Heinrich-Heine-Kompositionspreis in der intendierten Ausrichtung in 2021 über die Bühne gehe. Kurz stellte er die Gäste des Abends vor, den Verein "Begegnungen 2005", dessen anwesende Mitstreiter unter der Regie von HF Michael Krebs sowie in Kooperation von der ersten Stunde an mit HF Prof. Günter Ruedell die vielfältigen Projekte dieser Organisation dem Heine Kreis nahe bringen möchten. Michael Hein hatte 2005 diesen Verein für Internationalen Jugendaustausch und Jugendförderung ins Leben gerufen, leitet seitdem als Vorstand die Geschicke des Vereins und kann folglich auf 16 Jahre erfolgreiche Wirkungsgeschichte zurückblicken. Prof. Günter Ruedell ist, wie auch HHK-Ehrenmitglied Iris Berben und Dr. Karl Adfenauer, Gründungsmitglied.

 

Michael Krebs eröffnete den Reigen der Präsentationen, begrüßte das Auditorium, dankte für die Einladung, "Begegnungen 2005" vorstellen zu können, und berichtete eingangs, wie alles 2005 mit dem ersten Projekt "Instruments of Peace" angefangen hat. Die Auftritte musizierender und singender junger Menschen aus verschiedenen Nationen hätten ihr Publikum begeistert und sie hätten mit diesen Aufführungen das Erlebnis grenzüberschreitender und ideologiefreier Interkulturalität und Internationalität nachhaltig vermittelt. Karl-Heinz Theisen vom damaligen Freundeskreis Heinrich Heine unterstützte von Beginn an die Akrivitäten des Vereins. Michael Krebs dankte in diesem Zusammenhang für die großzügige Spende des HHK.

 

Musikalisches Intermezzo, Gesang und Klavier

 

Aus dem aktuellen Repertoire der Projekte stellte Frau Maike Berger den Anlass und die Zielsetzungen von vier Projekten vor. "To find a Way" ist ein fortlaufendes Jugendaustausch-Projekt mit jungen Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Die Intention bringt das Motto zum Ausdruck: "Denn nur dadurch, dass achtsame Gespräche geführt werden, kann überhaupt ein besseres Verständnis, eine Anerkennung des Anderen aufgebaut werden." Respekt und Toleranz für unterschiedliche, religiös oder ethnisch tradierte Wertvorstellungen zu entwickeln, ist der erste Schritt auf dem Weg, ein besseres Verständnis für ein friedliches und harmonisches Miteineinder in gegenseitiger Wertschätzung zu finden. Zu einem künstlerischen Jugendaustausch im Rahmen der globalen Umweltverschmutzung lädt das Projekt "The Art of Recycling" Jugendliche aus den Partnerstädten Essen und Tel Aviv ein. Aus Plastikmüll gemeinsam Kunstobjekte zu kreieren, ist hier die Zielsezung. Dieser Ansatz, stärkeres Umweltbewusstsein zu generieren und zu vertiefen, lässt den Begriff der "Sozialen Plastik" von Joseph Beuys in einer weiteren Dimension aufscheinen, mittels kollektiven künstlerischen Schaffens auf Gesellschaft einzuwirken und mit kreativen Artefakten Verhältnisse langfristig und nachhaltig zu verändern. Wie baut man schon im Kindesalter Stereoptypen und Vorurteile, im Begriff Bias subsummiert, durch kritisches Hinterfragen ab, die aus Fake-News und verzerrten Darstellungen vor allem durch Social Media  sich bilden. Diese Multiplikator*innen-Schulung mit Spielangeboten für Kinder trägt den Namen "Die Reise ins Land des Feuers." Eine treffende poetische Metapher für die mit dem Projekt intendierten Läuterungsprozesse. Ein musikalisches Projekt "Remember the Past und Shape the Future" widmet sich der Erinnerungskultur, dass der Holocaust nicht ins kollektive Vergessen gerät. In Kooperation mit Yad Vashem kreieren und komponieren junge Menschen aus Deutschland und Israel gemeinsam Musik auf Basis von Gedichten und Liedern von Überlebenden des Holocaust.

 

Musikalisches Intermezzo, Klavier und Saxophon

 

Pieter Veenmann stellte das Projekt "We Connect X-Ensemle" vor. In rund 7.000 Sprachen weltweit verständigen sich Menschen. Diese Sprachen bilden Barrieren zu anderen Sprachgemeinschaften. Wo Worte somit nichts ausrichten können, ist Musik das originäre und universelle vorsprachliche Verständigungsmedium zwischen Kulturen, Konfessionen und weltanschaulich geprägten Wertvorstellungen. Musik ist die älteste Form zwischenmenschlicher Kommunikation, um Befindlicheiten und Stimmungen wie Freude, Schmerz, Trauer, Angst, Liebe, Freundschaft melodisch und rhythmisch zum Audruck zu bringen. Mit diesem Ziel treten junge Musiker aus Deutschland und den Niederlanden gemeinsam in verschiedenen Städten europaweit auf, um mit ihren Konzerten - von Klassik bis Pop - musikbegabte junge Menschen zu erreichen, sie zum Mitmachen bei dieser völkerverbindenden Aktion zu begeistern und zu gewinnen. Ziel ist das Etablieren einer toleranten Gemeinschaft, die sich für eine grenzüberschreitende Zukunft in Frieden und Freundschaft engagiert, in der Antisemitismus, Diskriminierung und Hass keinen Platz haben.

 

Michael Krebs dankte seinen Präsentern und leitete zu Prof. Günter Ruedell über, der den pädagogischen und philosophischen Leitgedanken für die Projekte, interkulturelle Bildung fernab von Schule zu vermitteln, um Intergration wirklichkeitsgetreu zu leben und erleben, mit einer Sentenz von Theodor W. Adorno belegte. Dass Bildung "nichts anderes als Kultur nach Seite ihrer Zueignung" sei, ist Bildung demzufolge weder "Nürnberger Trichter" noch  Programming als jeweilige Formen der Konditionierung zur ökonomischen Verwertbarkeit, sondern ein individueller Aneignungsprozess im Sinne der von Soziologen so getauften Enkulturation.

 

Musikalisches Intermezzo Gesang und Klavier

 

Dr. Andreas Turnsek dankte dem Ensemle von "Begegnungen 2005" für die sympatthisch frische, professionelle und mit Passion und Verve vorgetragene Darstellung des Wirkens. Er wünschte den Akteuren weiterhin viel Erfolg für ihre völkerverbindenden und das friedliche Miteinander von Konfessionen und Kulturen fördenden Aktivitäten.

 

Der Charme dieser Vorstellung lag darin, dass Intermezzi musikalischer Darbietungen die klangvollen Brücken zu den einzelnen Referaten geschlagen haben. Dass nicht ein Main-Speaker in toto den Verein in seinen Facetten darstellte, aber die Mitwirkenden mit Wort und Musik zu Gekör kamen, schaffte Aufmerksamkeit und verdeutlichte den Spirit dieser Community als eine heterarchische Gemeinschaft, in der der Einzelne in seinem jeweiligen Arbeitsfeld einer gemeinsamen Zielsetzung sich verschrieben hat.

 

Begegnung. Die Semantik dieses Begriffs ist ambivalent, drückt eine Form von Konfrontation aus, schlicht Gegner. Begegnung ist aber auch ein Prozess, eine Annäherung mit der großen Chance, dass aus Fremden Freunde werden.

 

(hb)

 

 

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