„JEDE ZEIT HAT IHRE AUFGABE,
UND DURCH DIE LÖSUNG DERSELBEN RÜCKT DIE MENSCHHEIT WEITER.“

HEINRICH HEINE

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Sa 11. Nov 2023
Austritt

Schreiben Jamin/Prüss an den Vorstand

 Lieber Andreas Turnsek, lieber Bernd Meloch, liebe Heine-Freunde.


Hiermit erklären wir, Peter Jamin und Jens Prüss, unseren Austritt aus dem Heinrich-Heine-Kreis mit sofortiger Wirkung.

Zum Grund unserer Entscheidung möchten wir feststellen:

Wir sind irritiert und enttäuscht über das unsensible Verhalten des Vorstands des Heine-Kreises und seiner Mitglieder. Obwohl der Verein seit vielen Jahren einen "Preis für Zivilcourage" an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergibt, hat es der Verein nicht für nötig gehalten, eine Solidaritätsbekundung mit den jüdischen  >>>>>>>

Mitbürger*innen oder ein offizielles Statement oder eine Presseerklärung zur Situation der Juden in Deutschland und der Situation in Nahost herauszugeben.

Dies finden wir umso trauriger, da der verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, Mitglied des Heinrich-Heine-Kreises war.

Auch wurde unter anderem die Schauspielerin Iris Berben mit dem Preis für Zivilcourage des Heine-Kreises ausgezeichnet. In der Begründung heißt es auf der Website des Heine-Kreises: "Für ihren engagierten und kämpferischen Einsatz gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus und für ihr Eintreten für das Existenzrecht des Staates Israel wurde am 20.11.2009 Iris Berben mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet, mit einer Laudatio des Juristen, Politikers, Publizisten und Fernsehmoderators Michel Friedmann".

Preisträger war auch der Musiker Peter Maffay, der am 06.09.2015 geehrt wurde, und zwar für seine zahlreichen Aktivitäten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz.

Mehr zu den Preisträgern hier: https://heine-kreis.de/projekte/auszeichnungen

Letztlich zeigt das Verhalten des Heine-Kreises, in welch einem desolaten Zustand sich der Verein seit dem Tod des Gründers des Vereins, Karl-Heinz Theisen, der 2015 verstorben ist, befindet.

Theisens Herzensangelegenheit war immer der „Heinrich-Heine-Kreis“, dessen Vorsitzender er war. Der Kreis wurde 1997 gegründet. Die Idee geht auf die Zivilcourage von Heinrich Heine (1797 bis 1856) zurück: „Der Heine-Kreis versteht sich als eine offen strukturierte Gemeinschaft von Bürgern, die sich aktiv und gezielt für öffentliche Belange – insbesondere die der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Region – einsetzt.“

Davon ist in der aktuellen Situation nichts zu sehen oder zu spüren. Überdies haben viele Mitglieder das Interesse an dem Verein und seine Vorträge und Aktivitäten verloren und glänzen durch Abwesenheit bei den Terminen.

Ein Versuch von uns, mit einigen anderen für eine Wiederbelebung und Nachwuchsförderung zu sorgen, wurde bei einer Präsentation gemeinsam mit interessierten jungen, potenziellen Neumitgliedern boykottiert. Der Vorstand des Heine-Kreises unterstützte uns nicht, obwohl er am Findungsprozess beteiligt war.

Der Heine-Kreis hat unseres Erachtens seine gesellschaftlich-kritische Wächter-Aufgabe in der Tradition von Heinrich Heine extrem vernachlässigt.

Heinrich Heine, selbst in einer jüdischen Familie geboren, würde sich unseres Erachtens über das laute Schweigen des Heine-Kreises zu den aktuellen Entwicklungen in Deutschland und Israel schämen.

Heinrich Heine gilt als umstrittenster deutschsprachiger Autor des 19. Jahrhunderts. Er ist der meist geliebte und zugleich meist geschmähte deutsche Dichter jüdischer Herkunft. Heine war zugleich Romantiker und Poet, Politiker und Ironiker, Jude und Deutscher, Europäer und Emigrant. Durch die farbige Mischung von poetischem Genie und journalistischer Begabung galt und gilt er heute noch oftmals als "geistreicher Spötter".

Mehr dazu hier: http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/liter/heine/index.html#:~:text=Harry%20Heine%20wird%20am%2011,englischen%20Namen%20von%20einem%20Freund

Wir bedauern, dass unser Austritt aus dem Heine-Kreis notwendig geworden ist. Wir hoffen, dass es dem Heine-Kreis gelingt, sich neu zu organisieren und zurück zu seinem früheren gesellschaftlichen Engagement zu finden.

Herzliche Grüße
Peter Jamin      Jens Prüss
(Schriftsteller)   (Schriftsteller)
Düsseldorf, den 11.11.2023

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